Bad Homburg / Künstler erwecken Nussknacker zum Leben

Taunuszeitung vom 12.12.2017 / Martina Dreisbach

Die herrlich inszenierte Kindergeschichte „Nussknacker und Mausekönig“ bezauberte im Wechsel mit Tschaikovsys Oper das Publikum in der Englischen Kirche.

Oh, wie geheimnisvoll die Stunden vor dem Heiligen Abend sind. Beklommen und erwartungsvoll horchen Fritz und Marie dem, was sich im noch verschlossenen Weihnachtszimmer zuträgt. Es knirscht und pocht und raschelt.

Ihr Pate, Obergerichtsrat Droßelmeier, ein ältlicher Mann, der Perpendikel wieder zum Schnurren bringen kann, wird kommen. Und dann die Bescherung im hellen Schein der Kerzen. Nach dem Christfest darf Marie noch einen Augenblick allein in der guten Stube bleiben. In ihrer Phantasie trägt sich allerdings eine merkwürdige Geschichte zu. Das Heer der Mäuse nimmt den Kampf gegen den zahnlosen Nussknacker auf.

Herrliche Melodien

Schauspielerin Sibylle Bertsch, die an diesem Freitagabend die eigenartige Geschichte von E.T.A. Hoffmann liest, trägt eine korallenrote Kette mit dicken Perlen. So dicht, wie sie sich aneinanderreihen, entwickelt sich das spannende Geschehen….Und die Erwachsenen lauschen wie Kinder, aufmerksam und mit jeder Faser dabei.

Jeder Szene folgt ein untermalendes Musikstück auf dem Flügel, wie erzählend gespielt von Cosmin Boeru, der dem Instrument allfällige Stimmungen entlockt, beschwingte, lustige, auch Walzer und herrlich perlende läufe. Sibylle Bertsch stellt das Personal dieser weihnachtlichen Geschichte so plastisch dar, dass alle lebendig werden. Es zischelt, knurrt und raunt aufs eindringlichste.

Perfekte Kunstform

Es fällt schwer zu sagen, was schöner ist, die Lesung oder die Musik. Die beiden Künstler haben eine perfekt ineinander verwobene Kunstform ersonnen, die Spannung schürt und Wort und Musik überzeugend miteinander verflicht.

Am Ende ist Marie die Retterin des Nussknackers. Der Traum, in dem sie die Königin eines Weihnachtslandes mit den köstlichsten Sachen war, ist zu Ende. Marie plumpst von weit oben in ihr Bett herab. Eigentlich schade, dass heute nicht Heiligabend war.