Sommerfest im ZAMUS Köln

Unter dem Begriff „ZAMUS“ kennt man hier in Köln das Zentrum für Alte Musik, auf das die Stadt sehr stolz sein darf. Musiker und Ensembles die hier ansässig sind, reisen durch die ganze Welt und mehren den guten Ruf und ernten Ruhm. Die Kölner selbst wissen allerdings mit dem Begriff oft nicht nicht viel anzufangen und auch mir war der Ort, an dem sich die Kulturschaffenden zusammenfinden, nicht bekannt. Ich dachte bei Zamus immer an einen Ableger der Musikhochschule.

Gestern war Sommerfest und ich folgte der Einladung, um meine Wissenslücke zu schließen, pumte die Fahrradreifen auf und machte mich auf den Weg.

Das Zamus befindet sich in Ehrenfeld, in der Heliosstr.15

Der Eingang ist neben einem schwarz gestrichenen Gebäude, das sich „Underground“ nennt und sehr passend dazu ist der Eingang zum Ort, wo Gloria und Laude gesungen wird, direkt daneben. Der Eingangsbereich scheint noch zum Untergrund zu gehören – voll von Graffiti-Bildern und Schriften aus dem Reich des Chaos – Zeichen der nächtlich-höllischen Umtriebe in der Tiefe der Straßenschlucht. Um nach oben zu gelangen bedarf es einiger sportlicher Anstrengung, aber es wird zunehmend freundlich und am Ende eines langen Ganges gelangt man auf eine sonnige Dachterrasse. Eine junge Frau im Rokokokostüm stand oben an der Treppe zum Empfang. Es gab ein Glas Kölsch und einige Besucher, die gutgelaunt mit mir hinab sahen zum Underground, von wo aus lautstark das allzeit gegenwärtige umdscha umdscha umdscha umdscha herauftönte. Ich blieb eine Weile und suchte nach den Ankündigungen und Aufführungen der Alten Musik und dem Ort des Geschehens – aber ich war vielleicht schon zu spät, denn es wurde nur sehr nett gequatscht. Etwas enttäuscht wollte ich mich auf den Heimweg machen. Auf dem Weg zurück zum Abstieg hörte ich sie dann doch, die Alte Musik. Gang zurück, Gang rechts herum und eine Tür öffnete sich und machte den Blick frei zu einem Vortragsraum. Zielstrebig ging ich hin. Das Publikum war altersmäßig ganz gemischt, durchweg interessiert und offen und doch, bei aller Individualität, war es ein „Alte Musik Publikum“. Das konnte man an den durchweg bequemen und gesunden Herrensandalen und den Damen in naturgefärbten Leinenkleidern gut erkennen. Es wurden Blätter ausgeteilt und schon ertönte Flöte und Dudelsack und ein mittelalterlich tönender Spielmannszug zog ein in den Saal. Die letzten Sonnenstrahlen schienen durch die hohen, weit geöffneten Fenster und zu den gesungenen Versen aus dem katalonischen „Libre Vermell“ takteten draussen die IC Züge und Regionalbahnen vorbei. Eine wirklich große Frau mit kurzen Haaren und wehendem schwarzen Kleid leitete nun Musiker und Zuhörer an, ein wenig aus dem mitgebrachten Liedgut des Mittelalters zu singen. Wir sangen mit viel Hingabe „Laudemus virginem mater est“. Unsere Vorsängerin war ganz wunderbar, voller Humor und Hintergrundswissen, mit einer himmlisch schönen Stimme beschenkt und niemand dachte mehr, dass wir alte Musik singen. Wir sangen eben, und es hat richtig Spaß gemacht. Noch lange tönte im Treppenhaus unser Kanon wieder. Dann wurde gegrillt und getrunken.

Im Zamus gibt es regelmäßig veranstaltungen unter folgendem Link:

http://www.zamus.de/site/deutsch/kalender/