Der Wendepunkt – nach dem Lebensbericht von Klaus Mann. Das neue Literaturkonzert ist in Arbeit!

Wir haben in letzter Zeit viel von Zeitenwenden gehört und fragen uns ob wir den Herausforderungen gerecht werden können? Im Lebensbericht von Klaus Mann lesend, verblüffte mich die Aktualität seiner Gedanken – Texte, die, hätte man die Namen einiger politischer Akteure ausgetauscht, aus dem Jahr 2022 hätten stammen können.  Zerfall von Europa? Kulturvergessenheit? Krieg? Wie verhält sich Amerika? Ein erstarkender politisch rechts stehender Zeitgeist, Parteien die verkünden, dass ihnen die Zukunft gehört – war das nicht längst alles überwunden?

Eine Welle die sich zu einem Tsunami auftürmt und gewaltsam alles mit sich fortzureißen droht, baut sich auf. Klaus Mann, Schriftsteller, Romanautor, Dichter, hat in seinem Lebensbericht scharfsinnig und persönlich bis zur Schmerzgrenze, über die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland Zeugnis abgelegt.
Als erstgeborener Sohn des Schriftstellers Thomas Mann, musste er mit einer  Familienkonstellation zurecht kommen, die privilegiert
und zugleich hochkomplex war. Sein Stil, seine Intelligenz, seine hohe intellektuelle Sprache, seine sich zur Homosexualität bekennende Persönlichkeit – das verschaffte ihm nicht nur Freunde.  Leidenschaftlich liebte er, verzehrte sich, feierte und durchlitt er sein Leben. Der Zeitgeist, der wild und überhitzt seiner Neigung zunächst entgegenkam schlug um ins Gegenteil und verbrannte öffentlich seine Bücher.
Was leicht, verspielt, elegant, riskant und übermütig begonnen hatte, in einem pazifistisch-liberalen geistigen Klima der Familie, konnte nur in der Emigration fortgesetzt werden. Unverzichtbar stand die Schwester,  die bedeutende Schauspielerin Erika Mann, als Weggefährtin an seiner Seite.  „Hitler ist nicht Deutschland“ , das galt es aus der Emigration heraus zu beweisen. Dem Entsetzten über eine dem Barbarentum anheim gefallene Nation begegneten die Manns mit unvorstellbarem Einsatz, Mut und Willen zur Wahrheitsfindung.

Ich frage mich während ich das Manuskript verfasse, ob es ihm heute in unserem Land besser ginge? Wie er wohl auf unsere martialisch materialistisch ausgerichtete Gesellschaft blicken würde?  Wo und wie er das geistige Klima wahrnähme?  Die Musikszene, die bildende Kunst? Ob man ihn verstehen würde? Der Film „Mephisto“, der auf seinem gleichnamigen Roman beruht, war ein großer Erfolg in den achziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Wie macht man Karriere in einem autoritäten Staat? Aber nun sind wir schon wieder viel weiter….

Dieses neue Literaturkonzert wird keine Revue – aber es wird Musik geben, ausgesucht und gespielt von dem in Köln lebenden Konzertpianisten Cosmin Boeru. Ich hoffe darauf, mit diesem Literaturkonzert Menschen anzusprechen, die sich für diesen unangepassten Literaten interessieren, die Mut schöpfen und Anregung finden das Leben zu gestalten und sich zu engagieren –  für geistige Vielfalt und Toleranz.

Bertsch & Boeru

 

Gefördert vom Land NRW im Rahmen der Coronahilfen.