Kölner Stadtanzeiger 23.09.2016

von Stefan Rütter

Im Reich der Klänge

Die Kölner Musiknacht war eindrucksvoll für die vielfältige Kölner Szene

300 Musiker, 60 Konzerte, 18 Orte. Das war, in nüchternen Zahlen, die zwölfte Kölner Musiknacht. Seit 2005 stellt die freie Musikszene mit diesem ausladenden Konzertmarathon ihre Energie und Leistungsfähigkeit unter Beweis. Hier hat das Schräge ebenso seinen Platz wie das Gediegene, hier ist vom tüftelnden Klangkünstler über den swingenden Gospelchor bis zum klassischen Streichquartett alles vereint, das seinen Platz außerhalb der großen, öffentlich finanzierten Institutionen findet.

Mit bis zu 14 Parallel-Veranstaltungen stellte die Musiknacht das Publikum auch in diesem Jahr wieder vor erhebliche Entscheidungsnöte. „Musik bei den Buddenbrooks“ war eine der vier Auftaktveranstaltungen überschrieben, mit denen der Konzertreigen am frühen Abend noch ganz gemächlich anhob. Die Schauspielerin Sibylle Bertsch las in der Karl-Rahner-Akademie mit feinen ironischen Zwischentönen ein musikträchtiges Kapitel aus Thomas Manns Roman; der Pianist Cosmin Boeru rang dem blechernen Stutzflügel in Werken von Bach, Liszt, Wagner und Friedrich Nietzsche (!) erstaunlich reiche Farben und Nuancen ab.

 Was hätte Thomas Manns traditionsstrenger Kirchenmusiker Edmund Pfühl wohl zu der Veranstaltung gesagt, die sich eine Stunde später im hdak-Kubus neben der Zentralbibliothek zutrug?……