Museumsinsel Hombroich, Neuss

Nachdem wir vor einigen Jahren schon mit einem Literaturkonzert auf der Museumsinsel Hombroich zu Gast waren, fuhr ich in diesem Frühjahr 2017 endlich wieder einmal hin, um meinem Gast etwas besonderes in der Region zu zeigen. Es war Montag, der klassische Tag der geschlossenen Museen – aber Hombroich kann man immer besuchen.

Es ist ein Ort der mich glücklich macht. Zu jeder Jahreszeit erscheint die schöne Auenlandschaft in besonderen Farben und man geht von Gebäude zu Gebäude. Jedes Bauwerk ist eine begehbare Skulptur und einige Gebäude bieten Raum für außergewöhnliche Kunstwerke, darunter Werke von Hans Arp, Alexander Calder, Paul Cézanne, Eduardo Chillida, Lovis Corinth, Jean Fautrier, Alberto Giacometti, Yves Klein, Gustav Klimt, Henri Matisse, Francis Picabia, Rembrandt van Rijn, Kurt Schwitters, Kunst der Khmer und Kunstwerke aus dem frühen China.

Aber es geht nicht in erster Linie um Namen und Ranglisten – es geht um etwas, das so ganz selten und einmalig ist: Um Generosität, Großzügigkeit.

Der Düsseldorfer Kunstsammler, der mit Immobilien reich geworden war, erwarb 1982 die Insel Hombroich, einen verwilderten Park, Kappesland, und er begann in Zusammenarbeit mit mehreren bildenden Künstlern sein Konzept zu verwirklichen. Er war der Sohn eines Fabrikarbeiters, der es zu Geld gebracht hatte und der an die Kunst glaubte. Es ranken sich unglaubliche Geschichten um diesen Ort, Geschichten von Werken, Schenkungen, Festen, Musik, Literatur, Lieben und Leben – „Ich gehe davon aus“, hatte er einmal gesagt, „dass die Kunst niemandem gehört. Kunst ist ein selbständiges Wesen“.

Er hat einen einzigartigen Garten der Künste hinterlassen, einen Ort der Begegnung, der weiterhin gepflegt und bearbeitet wird und der eine befreiende, versöhnende Wirkung auf die Besucher hat.

Nirgendwo wird man auf marktgerechte Belehrung stoßen – man darf alles selbst entdecken, ins Gespräch kommen, in Beziehung treten. Das ist das wohltuende an diesem Ort. Er ist offen – und es wird dafür gesorgt, dass er offen bleibt. Enten, Gänse, Wassertiere kreuzen die Wege. In der Caféteria darf man sich am Buffet bedienen,Wasser und Café stehen ebenfalls zur Verfügung und wer mag darf etwas Geld spenden.

Zufällig lernten wir am Haus und Atelier des Bildhauers Anatol, dessen Gefährtin Erdmute kennen. Sie ist die Königin im Reigen der unzähligen Geister und Figuren die auf dem Gelände zu finden sind. Wir waren sofort tief im Gespräch über Gott und die Welt, das große das kleine und das individuelle Leben. Anatols Arbeit. Später trafen wir auch Anatol, in der Abendsonne sinnierend über einem Buch voller Ostpreußischer Kunstdrucke. Nicht weit, ebenfalls im Abendsonnenschein die Gefährtin. Großmütig erzählt auch er von seinen Arbeiten die ihn umgeben, mit denen er lebt und die ihr eigenes Leben führen. Warum gerade dieser Baumstamm dort liegt, wie er herkam und wie alt er ist – und dieser Stein da, hier ein riesiges Ei im Frühlingsgras und dort eine Frauenfigur. Alles verstreut und doch verbunden durch Sinn und Geschichte. Dieses Paar steht für Kreativität, Wandel, Freiheit, Lebensliebe und Konflikt, so wie Anatols Werke voller Rätsel und Poesie und voller lebendiger Anregung sind, greifbar, präsent und eigen.

Die Museumsinsel ist eine Einladung zu einem kreativen, offenen, neugierigen Leben und in der Tat trifft man auf ebensolche Menschen, die diesen einmaligen Ort in sich aufnehmen.

http://www.inselhombroich.de/hombroich-ein-offener-versuch/

Museum Insel Hombroich
Minkel 2
41472 Neuss
+49(0)2182/887-4000

Täglich geöffnet