Verstaubt oder angesagt?

Literaturkonzerte gehören nicht zu den Mega-Events, die mit einer einzigen Aufführung, Millionen Menschen in ihren Bann ziehen. Im Gegenteil. In gewissem Sinne sind Literaturkonzerte etwas sehr privates und persönliches für Menschen, die „mit dem Herzen denken und mit dem Kopf fühlen“.
Nun mögen die Musikstücke und Lesestücke dem ein- oder anderen schon ein wenig alt und möglicherweise auch recht verstaubt vorkommen. Ich möchte Sie gerne davon überzeugen, dass ich sehr viel Zeit mit Abstauben verbringe! Die Werke sollen uns ja finden können!
Wenn die Musik Beethovens bis heute bewegend und auch modern empfunden wird, wie könnte man dann den Zeitgenossen Heinrich von Kleist oder Hölderlin lediglich aus „Altersgründen“ im Schrank verschimmeln lassen? Warum besuchen Millionen von Menschen Ausstellungen von z. B. Impressionistischen Malern? Sicher nicht, weil diese Malerei verstaubt ist!
Mir geht es um die Inhalte, die, solange es Menschen gibt, für mich dramatisch, spannend und interessant bleiben. Dass diese Inhalte durch die Formgebung zum Kunstwerk geworden sind, in welcher Weise sie dazu geworden sind- und wie der Künstler in seiner Zeit wirkt und steht, das ist für mich ein Arbeitsfeld, das der Mühe wert ist.
Eigentlich mache ich keine Unterschiede, ob das Vorzutragende vor hundert Jahren oder heute geschaffen wurde. Manchmal muss ich Urheberrechte berücksichtigen und bin daher nicht so frei in der Auswahl, wie ich es gerne wäre. Aber ich würde nichts vortragen, was mich nicht selbst auch interessiert und begeistert.
Immer bin ich auf der Suche nach „Spielräumen“ – Orten die Raum geben für die „luftigen“ Künste, die dem Augenblick Dauer verleihen.
Ein wenig ärgert es mich, wenn die anspruchsvolle und klassische Literatur nur noch zum Schulstoff taugen soll. Nicht selten stoße ich auf Vorbehalte, die noch aus der Schulzeit sind und die nie wieder hinterfragt wurden.
Es gibt viel zu finden und zu entdecken- das Interesse dafür, Vertrauen in die Auswahl und eine Stunde Zeit, das sollten Sie schon mitbringen. Am liebsten wäre uns, Sie würden unseren Vortrag genießen, anregend und bewegend empfinden.
Es macht glücklich, sich mit Menschen und Werken zu verbinden, die zum seelischen Reichtum des Lebens beitragen.