Hölderlin und Beethoven 2020

2020 feiern wir 250ten Geburtstag dieser beiden großen Künstler, die zum zum Olymp der Musik und der Dichtung aufgestiegen sind. Im Leben jedoch  waren sie mit den Widrigkeiten konfrontiert, die alle schöpferischen Menschen bewältigen müssen. Dem hohen Anspruch, die Welt zu erfassen, in Worten und Musik, sind beide treu geblieben. Besonders tragisch erscheint uns, dass der Denker und Dichter Hölderlin viele Jahre  in geistiger Umnachtung leben musste. Beethoven, das musikalische Genie, seine Hörfähigkeit verlor.
Tatsächlich scheinen sie nichts voneinander gewußt zu haben. Doch sie waren und wurden durch ihre Werke zu Lichtgestalten ihrer Zeit. Der Aufbruch des Individuums in die Freiheit, die Sache der Menschheit, wurde Auftrag und Herzensangelegenheit. „Laß erst die beiden Engel, die Menschlichkeit und den Frieden, kommen, was die Sache der Menschheit ist, gedeihet dann gewiß.“(Hölderlin)
Heute mag uns der große hohe Ton der Dichtung wohl auch befremden. Die griechischen Götter sind uns nicht geläufig und die reinen Ideale haben sich auch als Abgründe erwiesen. Die Dichte der Sprache ist keine leichte Kost. Aber wo wir sie begreifen, öffnen sich weite Horizonte und Landschaften, von denen wir nicht wussten, dass sie in Worte gefasst werden können.
So rätselhaft sich die Sprache Hölderlins uns darstellt, so rätselhaft scheinen uns oft die kammermusikalischen Herausforderungen, die uns Beethoven hinterlassen hat. Wir können alles sprechen oder spielen – aber zunächst einmal müssen wir sehr gut hören. Tun wir einmal so, als wären uns die beiden Helden unbekannt und als hörten wir zum ersten mal, was sie uns sagen wollten.